Gleich mehrere Jazzlegenden geben sich an zwei Konzerten am Bodensee ein Stelldichein. Am 3. November der US-amerikanische Jazzposaunist Fred Wesley und seine Band. Und drei Tage später als Schweizer Premiere das Projekt «Jazz/Takes Supergroup» um den dänischen Jazzpianisten Niels Lan Doky.
79 Jahre alt und immer noch auf Tour: Der US-amerikanische Jazz- und Funkposaunist Fred Wesley spielt am Donnerstagabend in Rorschach.
Auf die Frage, was Jazz ist, gibt es bekanntermassen jede Menge sehr unterschiedliche Antworten. Der Posaunist Fred Wesley findet seine Antwort seit Dekaden im heissen Sound-Dschungel des Funks: Der 79-Jährige hat mit James Brown und George Clinton Musikgeschichte geschrieben und ist, man glaubt es kaum, mit seiner Band, den New J.B.’s, immer noch auf Tour.
Wer «Mister Funk» Wesley einmal gesehen hat, weiss, wie ein Konzertabend mit ihm läuft: Er treibt seine Band, darunter unter anderem auch die Prince-Keyboarderin Rose Ann Dimalanta, zu echten Höchstleistungen an.
Dass Wesley bereits 1943 geboren wurde, down in Alabama, in der Hafenstadt Mobile an der Mündung des Mobile River, das sieht man dieser Jazzlegende nicht an. Man darf erinnern: Dieser Mann hat noch mit dem grossen Swing-Pianisten und Bandleader Count Basie zusammengespielt! In den Sixties nahm ihn dann James Brown unter seine Fittiche.
Zusammen mit dem im gleichen Jahr geborenen Altsaxofonisten Maceo Parker (mit dem er später zu George Clintons Band Parliament wechselte) wurde Wesley zum markantesten Musiker des furiosen JB-Funk-Teams und spielte mit Brown legendäre Titel wie «Say It Loud (I’m Black And I’m Proud)» oder «Pass The Peas» ein.
Jazz, gegen den Strich gebürstet
Und ähnlich wie Parker beweist auch Wesley bis heute, dass Funk eben nicht nur das ist, was man spielt, sondern vor allem auch, was man nicht spielt. Wie viel Jazz in diesem Funk steckt, das wird er am 3. November im Konzertlokal Industrie 36 in Rorschach zeigen, wo «Funky Fred Wesley» gemeinsam mit seiner Band aus Raymond Cox, Rose Ann Dimalanta, Dwayne Dolphin, Hernan Rodriguez, Reginald Ward und Gary Winters ein Konzert gibt, das von der Kulturfabrik Rorschach und dem St.Galler Verein Gambrinus Jazz Plus präsentiert wird.
Der dänische Jazzpianist Niels Lan Doky ist Teil der Jazz/Takes Supergroup.
Drei Tage später, am 6. November, bringt noch ein Konzert vier weitere Jazzlegenden nach Rorschach. Für das Projekt «Jazz/Takes Supergroup» haben sich Bill Evans, Darryl Jones, Harvey Mason und Niels Lan Doky zusammengetan: der dänische Jazzpianist Niels Lan Doky, der als einer der besten zeitgenössischen Jazzer gilt, der US-amerikanische Tenor- und Sopransaxofonist Bill Evans, der als Sideman von Miles Davis bekannt wurde und gelegentlich auch singt, Bassist Darryl Jones, der ebenfalls mit Miles Davis, aber auch mit Sting, Peter Gabriel und den Rolling Stones spielte, und schliesslich Schlagzeuger Harvey Mason, der mit Herbie Hancock, Carlos Santana und George Benson musiziert hat. Da kann man nun wirklich von einer «Supergroup» sprechen.
Und auch bei diesem Konzert wird Jazz gegen den Strich gebürstet: Die Jazz/Takes Supergroup feilt an einer Jazzinterpretation zeitgenössischer Musik und interpretiert Songs von etwa Nirvana, Sister Sledge, Metallica, A Tribe Called Quest, Television oder New Order neu. Das Projekt formierte sich für eine Konzertreihe im Louisiana Museum of Modern Art in Humlebæk nördlich von Kopenhagen – jetzt geht die Supergroup erstmals auf Tournee. Die Schweizer Premiere findet am Bodensee statt.