Veranstaltungen in der «Industrie36» sollen dem Rorschacher Industriequartier kulturelles Leben einhauchen

Von Astrid Nahkhostin, Bodensee Nachrichten

Eine ehemalige Lagerhalle im Rorschacher Industriequartier soll nicht nur zu einer neuen Eventlocation, sondern zu einem kulturellen Leuchtturm mit Strahlkraft über die Stadtgrenzen hinaus, werden. Hinter dem Projekt «Industrie36» stehen einige bekannte Namen, darunter auch Inhaber Gottlieb Kündig und Event-Profi Andreas B. Müller, der bereits seit 1. November dieses Jahres als Projekt- und Programmverantwortlicher amtet.

Die Idee für eine Eventhalle in grösserem Stil schwelt bereits seit rund zehn Jahren in den Köpfen der jetzigen Verantwortlichen. Und eigentlich wäre man seit 2016 parat gewesen, damit loszulassen. Doch manchmal kommt es anders als man denkt. Dies trifft auch für die Halle an der Industriestrasse 36b zu, die erst einmal «anders genutzt als ursprünglich geplant» wurde, wie Eigentümer Gottlieb Kündig sagt. Erst als im Coronajahr 2020 die Uhren etwas langsamer tickten, gab es genügend Freiraum, um sich mit der Idee eines kulturellen Leuchtturms in Rorschach weiter auseinanderzusetzen, sie zu konkretisieren und mit Inhalt zu füllen.

Eventprofi Andreas B.Müller ist Projektverantwortlicher
Einen Verbündeten für seine Visionen und Ideen fand Kündig in seinem Jugendfreund Andreas B. Müller. Dieser ist kein unbeschriebenes Blatt in der Ostschweizer Kulturszene und insbesondere als einer der Ur-Väter des St.Galler Openairs bekannt, für das er von 1990 bis 1997 als Chef verantwortlich zeichnete. Von sich selbst sagt er, dass er lieber die Bühne für andere bereitstellt, als dass er selbst auf ihr steht. Weitere Mitstreiter:innen sind Marco Longerich, Hallenchef und stellvertretender Projektleiter, Ruth Stossfellner, Mitinhaberin und Verwaltungsrätin, sowie Ina Loregger, die für die Restauration vor Ort verantwortlich zeichnet.

Feuertaufe mit Oktoberfest und Jazzfenster
Nach der Fremdnutzung der Halle folgte erst einmal der Einbau einer ganz speziellen Lichtinstallation. Dank dieser kann im Raum sehr schnell eine komplett andere und dem jeweiligen Anlass entsprechende Stimmung erzeugt werden. Sie ist innenarchitektonisch zu einem «High-Light» im wahrsten Sinne des Wortes geworden, wie Gottlieb Kündig sagt. Mit dem Oktoberfest 2020 ging in der «Industrie36» dann erfolgreich die erste Veranstaltung über die Bühne – quasi die Feuertaufe. Und auch beim Dreh diesen Sommer für das «Jazzfenster St.Gallen», einem filmischen Portrait über acht Ostschweizer Jazzformationen, das in mehreren Sendungen auf TVO ausgestrahlt wurde, bestand die Halle die Bewährungsprobe für die ihr eigentlich zugedachte Nutzung bestens. Die Nutzungsmöglichkeiten der rund 500 Quadratmeter grossen Fläche plus Galerie und abgeschlossenem Fumoir sind so vielfältig, wie die Ideen ihrer Verantwortlichen. Je nach Bühnengrösse bietet sie Platz für 400 Sitz- oder 800 Stehplätze und kann auch von externen Veranstaltern gemietet werden. Sofern die Halle frei ist und die Pandemie-Situation es zulässt.

Von Philipp Fankhauser bis zur Bingo Show
Denn eigentlich wäre die Agenda bereits reich befrachtet mit hochkarätigen Eigenveranstaltungen. Namen und Titel wie Phlipp Fankhauser, «Noche Latina» und «Vampir Night» sind auf der Homepage zu finden und «mehrere grosse Veranstaltungen im Bereich Funk, Soul oder Jazz, aber auch Pop und andere Stilrichtungen sind geplant», wie Andreas B. Müller, verrät. Auch eine Bingo-Show mit lokalen Preisen soll regelmässig stattfinden – ganz nach Züricher Vorbild, wo diese Veranstaltung jeden Montagabend im Bernhard-Theater meist ausgebucht ist. Und die «Noche Latina» soll keine einmalige Sache bleiben, sondern sechs Mal pro Jahr die Liebhaber lateinamerikanischer Musik anziehen, wenn es nach Andreas B. Müller geht. Nostalgie-Kino- und Stummfilm-Abende, Irish Folk-Nights, Schallplattenbörsen oder die erste Ostschweizer Weinmesse ergänzen den Veranstaltungskalender der «Industrie36».

«Müssen ausloten, was Sinn macht»
Welche Veranstaltungen dann wirklich Sinn machen und bei der Bevölkerung ankommen, will man zuerst einmal ausloten. Und auch was die Finanzierung betrifft, ist Gottlieb Kündig sich bewusst, dass es einen «langen Atem» braucht. Aber wie auch immer: angestrebt werden eher grosse als kleine Brötchen: «Industrie36» soll zu einem Leuchtturm mit überregionaler Ausstrahlung, weit über die Rorschacher Stadtgrenzen hinaus, werden.

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